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Ernährung bei Hashimoto-Thyreoiditis

Aktualisiert: 8. Dez. 2021

Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, die zur chronischen Entzündung der Schilddrüse führt. Sie ist charakterisiert durch lymphozytäre Infiltration sowie die Zerstörung und Vernarbung des Schilddrüsengewebes. Die Erkrankung führt auf Dauer zu einer Unterfunktion der Schilddrüse. Zu Beginn können sich auch Phasen der Überfunktion, bedingt durch die Zerstörung des Schilddrüsengewebes zeigen.

Der Verlauf der Erkrankung ist nicht klar zu bestimmen und hängt mit einer Beeinträchtigung des Immunsystems zusammen, bei der eine übermäßige Produktion von Antikörpern gegen Schilddrüsenantigene (Schilddrüsenperoxidase und Thyreoglobulin) auftritt. Bei gesunden Menschen bleibt dieser Antikörperspiegel konstant, während er bei Hashimotopatienten ansteigt. Erhöhte Antikörperspiegel stehen in Korrelation mit den Symptomen der Hashimoto Krankheit. Diese sind nicht akut und spezifisch. Beispielsweise können folgende Symptome allein oder auch kombiniert auftreten:

Stimmungsschwankungen, Depressionen, Konzentrationsprobleme, Hirnnebel sowie biologische Veränderungen: trockene Haut, Haarausfall, ständige Müdigkeit, auch nach ausreichendem Schlaf, Veränderungen des Körpergewichts oder Störungen des Stuhlgangs (Ihnatowicz et al., 2020).


Was sind Ursachen einer Hashimoto Erkrankung?

Faktoren wie Alter, Geschlecht und Vererbbarkeit spielen eine Rolle bei der Entstehung der Hashimoto. Die Erkrankung kann in jedem Alter diagnostiziert werden. Allerdings sind vor allem Frauen zwischen dem 30. und dem 60. Lebensjahr betroffen.

Umweltfaktoren wie chronischer Stress, eine hohe Schwermetallbelastung, Schadstoffe in Lebensmitteln, Rauchen, bestimmte Medikamente, Infektionen und Alkoholkonsum können ebenfalls Ursache einer Erkrankung sein. Chronischer Stress wirkt sich negativ auf den psychischen Zustand und damit auf die Physiologie des Körpers aus. Auch die ordnungsgemäße Funktion des Immunsystems beeinträchtigt er negativ. Bisher gibt es jedoch noch keine genaue Schlussfolgerung, welche Bedeutung dieses Phänomen auf die Ursachenbildung hat. Oxidativer Stress ist Folge eines ungesunden Lebensstils und stimuliert die Freisetzung von Entzündungszytokinen. Die Schilddrüse ist ein Organ, welches ständig vom Phänomen des oxidativen Stresses betroffen ist. Bis heute ist der Zusammenhang des oxidativen Stresses mit der Hashimoto noch nicht ganz geklärt, obwohl die Überproduktion freier Radikale, die zu Apoptose, Nekrose und Schilddrüsenfunktionsstörungen führt, als Hauptschlüssel gelten.

Zu den ernährungsbedingten Faktoren gehört der Jodmangel, ebenso wie der Jodüberschuss und ein Selendefizit (Ihnatowicz et al., 2020).


Auf was ist bei der Ernährung zu achten?

Der Ruheumsatz nimmt mit sinkender Schilddrüsenaktivität ab. Folge sind Übergewicht und Adipositas. Der Energieverbrauch ist von Patient zu Patient unterschiedlich und lässt sich kaum mit dem einer „gesunden“ Person vergleichen. Die individuelle Einschätzung des Kalorienumsatzes ist somit unabdingbar. Eine zu hohe Energiezufuhr führt zu Übergewicht und Adipositas. Die Kombination einer unzureichenden Energiezufuhr mit einer Proteinmangelernährung verstärkt den Jodmangel, erhöht die TSH-Werte und führt zu Schilddrüsenschädigungen.

Ballaststoffe wirken sich positiv auf die Abnahme und die Darmflora aus. Haferballaststoffe enthalten viele lösliche beta-Glucane, welche an der Regulierung des Glukose-Insulin-Stoffwechsels beteiligt sind und immunmodulatorische Eigenschaften aufweisen.

Generell ist es wichtig auf eine Ernährung zu achten, welche antientzündlich und immunstärkend wirkt. Darüber hinaus sollte auf die Zufuhr von Energie, Vitaminen und Mineralstoffen geachtet werden, die für den Schilddrüsenstoffwechsel und als Verteidigungselemente des Immunsystems gegen oxidativen Stress benötigt werden.

Ein Mangel an Mineralien wie Jod, Eisen, Zink, Kupfer, Magnesium, Kalium und den Vitaminen der Gruppen A, B, C und D entsteht häufig und sollte ausgeglichen werden. Eisenmangel ist eine der häufigsten Begleiterscheinungen, meist bedingt durch eine gleichzeitig auftretende Zöliakie. Diese führt zur mangelnder Aufnahme von Eisen und anderen Mineralien.

Jod wirkt als Bestandteil der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Eine übermäßige Zufuhr führt zu Schilddrüsenschädigungen und zur Stimulierung von Autoimmunprozessen. Es erhöht die Produktion an freien Radikalen und hemmt die Aktivität antioxidativer Enzyme.

Bei unzureichender Jodzufuhr können Mangelerscheinungen wie der Kropf auftreten.

Selen kann die durch den Jodüberschuss verursachten Veränderungen umkehren.

Zink ist an der Produktion von Schilddrüsenhormonen beteiligt. Ein Zinkmangel führt zu Störungen des Hormonspiegels und zum Anstieg von Antikörpern gegen Schilddrüsenantigene.

Magnesium hat eine entzündungshemmende Wirkung und senkt unter anderem den Spiegel des reaktiven C-Proteins und den der Antikörper gegen Thyreoglobulin. Ein starker Magnesiummangel erhöht das Risiko, an Hashimoto zu erkranken und kann bei Patienten die Krankheitssymptome als Folge von Störungen des Immunsystems verschlimmern.

Goitrogene sind Substanzen, die eine Vergrößerung der Schilddrüse verursachen. Sie sind in Lebensmitteln enthalten, aber auch manche Medikamente wirken goitrogen. Goitrogene Lebensmittel, wie Senf, Radieschen, Mais, Leinsamen und Mandeln, sollten gemieden werden.

Eine Laktoseintoleranz wird bei 75,9 % der Patienten mit Hashimoto diagnostiziert. Eine Laktoseintoleranz verringert die Bioverfügbarkeit des Medikaments „Levothyroxin“. Aus diesem Grund sollten Patienten, die dieses Medikament einnehmen oder einen erhöhten TSH-Wert aufweisen, einen Laktoseintoleranztest durchführen und gegebenenfalls auf Laktose verzichten.

Zöliakie tritt bei Hashimotopatienten bis zu zehnmal häufiger auf als bei „gesunden“ Menschen. Zöliakie wirkt sich negativ auf die Darmflora aus und kann zum Leaky Gut Syndrom führen. Dadurch gelangt Gluten unverdaut in den Blutkreislauf und löst eine Immunreaktion aus. Gluten, Soja und auch Casein ähneln in ihrer Struktur einigen körpereigenen Proteinen. Die molekulare Mimikry führt zu Kreuzreaktivität des Immunsystems. Diese Lebensmittel können zur Verschlimmerung der Krankheit oder zum Ausbruch führen. Bei einer strukturellen Ähnlichkeit von Gluten und Schilddrüsenproteinen zerstören Antikörper beide Arten.

Raffinierter Zucker, gesättigte Fettsäuren und Lektine (z. B. in Cashewkernen) wirken entzündungsfördernd und sollten deshalb ebenso gemieden werden (Ihnatowicz et al., 2020).



Fazit

Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Erkrankung der Schilddrüse. Die Symptome und Ursachen sind so unterschiedlich wie der Verlauf der Erkrankung. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Ernährung an jeden Patienten individuell anzupassen.

Der Ruheumsatz verändert sich durch die Erkrankung häufig. Dadurch kommt es zu Adipositas und Übergewicht. Auch sind Mangelerscheinungen an Mineralien und Vitaminen zu beobachten. Der Status sollte regelmäßig überprüft werden, um die Ernährung an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen zu können und so die Symptome zu mildern und den Krankheitsverlauf zu verbessern.



Allelein, S., Feldkamp, J. & Schott, M. (2017). Autoimmune Schilddrüsenerkrankungen. Der Internist, 58(1), 47–58. https://doi.org/10.1007/s00108-016-0171-2

Ihnatowicz, P., Drywien, M., Wator, P. & Wojsiat, J. (2020). The importance of nutritional factors and dietary management of Hashimoto’s thyroiditis. Annals of Agricultural and Environmental Medicine, 27(2), 184–193. https://doi.org/10.26444/aaem/112331


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