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Ernährung bei Depressionen

Aktualisiert: 1. Dez. 2021

Insgesamt 5,3 Mio. der Deutschen im Alter zwischen 18 bis 79 Jahre erkranken im Laufe ihres Lebens an einer unipolaren oder anhaltenden depressiven Störung (Jacobi et al., 2016). Depressionen gehören dabei zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer schwere am meisten unterschätzten Krankheiten. Etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann erkrankt an einer Depression (Häufigkeit Depression - Stiftung Deutsche Depressionshilfe, o. D.).


Die Depression lässt sich in leichte, mittelgradige und schwere Episoden untergliedern. Symptome sind eine gedrückte Stimmung sowie eine Verminderung von Antrieb und Aktivität. Die Fähigkeit zur Freude, die Konzentration und das Interesse sind vermindert. Schon kleinste Anstrengungen können zu einer ausgeprägten Müdigkeit führen. Es kann zu Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Libidoverlust, Agitiertheit oder psychosomatischen Hemmungen kommen. Das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen sind beeinträchtigt. Patienten fühlen sich häufig wertlos und sind geplagt von Schuldgefühlen (ICD10, 2021).

Behandlungsmöglichkeiten stellen Psychotherapie und Medikamente dar.

Nährstoffe spielen eine wichtige Rolle für das neuroendokrine System. Einige Vitamine und Mineralstoffe sind für die Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin notwendig. Diese regulieren die Stimmung, den Appetit und die Kognition (Kris-Etherton et al., 2021).

Eine Verbesserung der Ernährung kann die Belastung durch depressive Störungen verringern. Die Zunahme depressiver Störungen verläuft parallel zu dem Rückgang gesunder Lebensgewohnheiten (Benjamin et al., 2019). Acht von 17 Studien konnten eine Verbesserung der Depression durch eine Ernährungsintervention feststellen. Diese ähnelten sich in der Durchführung durch eine qualifizierte Ernährungsberatung, in der Reduktion von rotem Fleisch, der Auswahl von magerem Fleisch und einer cholesterinarmen Ernährung. Zudem gibt es Studien, die darauf hinweisen, dass sich eine mediterrane Ernährung und eine DASH-Diät positiv auf Depressionen auswirken. Die mediterrane Ernährung basiert auf viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreideprodukten, Olivenöl, Fisch und einer mäßigen, aber geringen Menge an Milchprodukten und Fleisch (Kris-Etherton et al., 2020). Die DASH-Diät enthält viel Obst, Gemüse, fettarme Milchprodukte und nur wenig gesättigte Fettsäuren. Zudem ist diese natriumarm (Torres & Nowson, 2012).

Weitere Studien deuten darauf hin, dass eine Ernährung mit einem hohen Anteil an zugesetztem Zucker und raffinierten Kohlenhydraten das Depressionsrisiko erhöhen kann. Eine Steigerung der Ballaststoffzufuhr könnte schützend wirken (Kris-Etherton et al., 2021).


Vitamin D

Eine Vitamin D-Insuffizienz hat Folgen für die psychische Gesundheit. Die Vitamin D-Rezeptoren werden bei einem Mangel unterstimuliert, was zu depressiven Symptomen führen kann. Eine Meta-Analyse von 7 RCTs mit 3191 Teilnehmern ergab, dass eine Vitamin D-Supplementierung weder positive noch negative Auswirkungen auf depressive Symptome hat. Eine Untergruppenanalyse zeigte jedoch in zwei Studien mit Patienten mit klinisch signifikanter Depression oder schwerer depressiver Störungen einen mäßigen, aber statisch signifikanter Nutzen einer Vitamin D-Supplementierung. Allerdings gibt es derzeit keine ausreichenden Belege für eine Vitamin D-Supplementierung als Mono- oder Zusatztherapie zur Verbesserung depressiver Symptome (Kris-Etherton et al., 2020).


B-Vitamine

Bei der Behandlung von Depressionen haben systematische Übersichten und Meta-Analysen von RCTs keinen klinischen Nutzen von Folat-, Vitamin B6- oder B12-Supplementierung ergeben (Kris-Etherton et al., 2020).


Magnesium

Ein Magnesiummangel führt zu depressiven Symptomen, neuroendokrinen Veränderungen, Schlafstörungen und verstärkten Entzündungen. Obwohl die Rolle von Magnesium bei der Prävention von Depressionen unklar ist, ist es ratsam, eine angemessene Magnesiumzufuhr durch eine gesunde Ernährung sicherzustellen. Derzeit gibt es keine eindeutigen Belege für eine Magnesiumsupplementierung als Mono- oder Zusatztherapie zur Verbesserung depressiver Symptome (Kris-Etherton et al., 2020).


Zink

Ein schwerer Zinkmangel führt zu neurologischen Störungen und Symptomen, die bei depressiven Störungen häufig auftreten. Dazu zählen Immunstörungen, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und kognitive Beeinträchtigungen. Eine kürzlich durchgeführte Metaanalyse von 3 RCTs zeigte, dass eine Supplementierung mit 25 mg Zink über einen Zeitraum von 6-12 Wochen als Ergänzung zu einer antidepressiven Therapie eine günstige Wirkung auf die depressiven Symptome bei Patienten mit schweren depressiven Störungen hatte. Es sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um festzustellen, ob Zink eine wirksame Ergänzungstherapie bei Patienten mit depressiven Störungen ist, die einen Zinkmangel aufweisen (Kris-Etherton et al., 2020).


Wirkt sich eine vegetarische oder vegane Ernährung negativ auf Depressionen aus?

Ein erhöhtes Depressionsrisiko wäre bei vegetarischer und veganer Ernährung biologisch plausibel, da Vegetarier und Veganer eine höheres Risiko für eine suboptimale Aufnahme an essenziellen Nährstoffen, wie Vitamin B12, Eisen und Omega-3-Fettsäuren haben. Diese sind für das optimale Funktionieren des neuroendokrinen Systems erforderlich.

Genaue Studienergebnisse gibt es hierzu noch nicht und somit sind weitere Forschungsarbeiten nötig. Wichtig ist, dass eine vegetarische oder vegane Ernährung angemessen umgesetzt wird, um einen optimalen Nährstoffbedarf sicher zu stellen (Kris-Etherton et al., 2020).


Fazit

Eine Nährstoffsupplementierung hat keinen Einfluss auf die Vorbeugung oder Behandlung depressiver Störungen. Möglicherweise können eine mediterrane Ernährung und andere gesunde Ernährungsmuster bei der Vorbeugung depressiver Erkrankungen und eventuell auch bei der Behandlung von Depressionen hilfreich sein. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf Lebensmitteln wie Meeresfrüchten, Olivenöl, Gemüse, Obst, Nüsse, magere Eiweißquellen, Vollkornprodukten und pflanzlichen Ölen. Dahingegen wirken sich nährstoffarme, energiereiche Lebensmittel mit einem hohen Anteil an zugesetztem Zucker und gesättigten Fettsäuren negativ auf Depressionen aus. Eine gesunde Ernährung schließt essenzielle Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B12, Magnesium und Zink mit ein. Diese sind für eine normale physiologische Funktion erforderlich. Da eine suboptimale Aufnahme dieser Nährstoffe mit einem erhöhten Depressionsrisiko in Verbindung gebracht wird, sollte ein Mangel behandelt werden. Eine gesunde Ernährung, die den Ernährungsempfehlungen und dem Nährstoffbedarf entspricht, ist wichtig, um depressiven Symptomen vorzubeugen, ihr Fortschreiten zu verlangsamen oder sie zu bewältigen und eine optimale psychische Gesundheit zu fördern.


Häufigkeit Depression - Stiftung Deutsche Depressionshilfe. (o. D.). Deutsche Depressionshilfe. https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/was-ist-eine-depression/haeufigkeit

ICD-10-GM-2021 F32.1 Mittelgradige depressive Episode - ICD10. (2021). ICD-Code. https://www.icd-code.de/icd/code/F32.1.html

Jacobi, F., Höfler, M., Strehle, J., Mack, S., Gerschler, A., Scholl, L., Busch, M., Maske, U., Hapke, U., Gaebel, W., Maier, W., Wagner, M., Zielasek, J. & Wittchen, H. U. (2015). Erratum zu: Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung. Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul „Psychische Gesundheit“ (DEGS1-MH). Der Nervenarzt, 87(1), 88–90. https://doi.org/10.1007/s00115-015-4458-7

Kris-Etherton, P. M., Petersen, K. S., Hibbeln, J. R., Hurley, D., Kolick, V., Peoples, S., Rodriguez, N. & Woodward-Lopez, G. (2020). Nutrition and behavioral health disorders: depression and anxiety. Nutrition Reviews, 79(3), 247–260. https://doi.org/10.1093/nutrit/nuaa025

Torres, S. J. & Nowson, C. A. (2012). A moderate-sodium DASH-type diet improves mood in postmenopausal women. Nutrition, 28(9), 896–900. https://doi.org/10.1016/j.nut.2011.11.029

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